Leon & Ich

Unsere zweite Chance

Lieber Leon (Junior) ich möchte unsere Geschichte über unseren schwierigen Anfang mit dir, meinem besonderen Hund, in diesem BLOG schreiben! Wie macht man so etwas?! Ich fange mal am Anfang an:
Ich wollte unbedingt einen großen Hund, natürlich ohne Maulkorb, einen ganz lieben, einen mit dem man durch die Landschaft toben kann. Gesagt getan, Leonardo (laut Impfbuch) kam in mein Leben. Geboren im Mai 21, im Landkreis Cuxhaven, vermittelt in die Nähe von Osnabrück. Deine Ziehmutter holte dich zurück, als du mindestens einmal
weiter vermittelst wurdest. Im Nov 21 erschien ich auf der Bildfläche. Du warst es (circa 60cm/30kg) den ich wollte. Wir schalteten gleich einen Trainer und einen Hundeverein ein. Das war der erste Irrweg. Es wurde mit gezeigt, wie ich dich an der Leine zurückreißen muss, du wurdest als Waschlappen bezeichnet, Hütehundmix, mit dem kann man nix anfangen und nicht arbeiten. Als du mich das erste Mal gebissen hast, hieß es, ich sei unfähig mit dem Halti umzugehen, ich sollte das mal lassen, nur futtertreiben. Es wurde nicht besser, schlimmer! Im April 23 dann wieder Attacke gegen
meine Arme. Die Schmerzen triggerten mich richtig. Wir hatten uns festgefahren. Der Trainer sich schon lange nicht mehr gemeldet.

Was nun? Anruf bei Maria. Eine Woche später Bestandsaufnahme. Einzeltraining. Maria zeigte mir, wie ich in bestimmten Situationen mit dir umgehen soll: Griffe, Technik, etc. Eine Woche später der nächste Termin. Der Junior nutzte die Zeit bis dahin, um mir eine Jacke zu zerbeißen und weiter Blutergüsse an den Unterarmen. Jetzt kam der Maulkorb. Worst case für mich. Geht gar nicht. Gibt es den nicht ein bisschen kleiner und unauffälliger? Anscheinend nicht. Nun konnte der Junior nicht mehr seinen Frust/Angst an meinen Unterarmen loswerden, also
fing er in den höchsten Tönen an zu schreien und zu jodeln. Nun begann der Spießrutenlauf in unserem Viertel: Ich zeige sie an/sie quälen den Hund/warum kneifen sie ihn in die Ohren(häh)/Tierschutz/lassen sie den Hund los/weil sie so sind ist der Hund so/blablablabla …Langsam ging es bergauf, wir kamen auch mal an einen Hund vorbei. Ich hegte Hoffnung. Zwischenzeitlich kamen wir bei Maria in den Gruppenunterricht. Das brachte Sicherheit im Handling. Ende 2023 ging es in die Cavaletti-Stunde, in der Halle, die Enge, wechselnde Hunde, nach dem Unterricht war ich immer schweißgebadet. Es kam der Sommer 2024. Wir trauten uns mehr zu, wir konnten an fast allen Aktionen teilnehmen. Ich war langsam stolz auf uns.

Zu früh gefreut. Im Sept 24 kam der herbste Rückschlag. Der Junior hatte herausbekommen, wie er die Schnauze drehen muss, damit er durch den Maulkorb mich beißen kann. Nach dieser Attacke saß ich einen halben Tag im Garten und heulte Rotz und Wasser. Jetzt war ich bereit ihn abzugeben. Ich konnte und wollte nicht mehr. Und wieder war es Maria, die sich einsetzte, dass jetzt endlich tierärztlich abgeklärt wurde, ob der Junior Schmerzen hat. Ja, hat er. Er hat HD. Ich denke, dass die HD von stumpfer Gewalt kommt, genau wie die schwere Kehlkopfverletzung. Also aufstehen, Krönchen zurechtrücken und weitermachen. Ich stellte das ganze Programm um. Wir gingen erst einmal sämtlichen Konfrontationen aus dem Weg. Ich musste mir das Vertrauen bei dem Junior erst wieder erarbeiten und wir fingen, neben den Schmerzmitteln, mit konsequentem Muskelaufbau an: traben neben dem Tretroller. Die Rechnung ging auf. Unser Wochenprogramm sieht grundsätzlich so aus: 3x in der Woche Tretroller, 1x in der Woche Hundeschule Leistungsgruppe, 1x in der Woche Cavaletti, täglich Grundgehorsam in unserem Viertel, 1x in der Woche einen langen Spaziergang mit Baden und viel Spaß. Mittlerweile gehen wir nur noch einem Bruchteil der Hunde aus dem Weg und ich sehe welche Hunde ihm Angst machen und ich möchte nicht mehr, dass er Angst hat. So eine Attacke wie im Sept 2024 hat es nicht wieder gegeben.

Lieber Leon, du warst und bist die größte Prüfung in meinem Leben. Ich danke dir dafür. Ich habe gelernt wieder zu entspannen, du zeigst mir gnadenlos meine Schwächen, täglich lerne ich an deiner Seite, du hast mir gezeigt, den Kopf oben zu tragen, dass ein bisschen schwer hören gut ist und dass das Leben einfach toll ist.

Ich verspreche dir in die Pfote, für dich da zu sein, bis zur allerletzten Sekunde!
Dein FRAUCHEN

Text: Sonja (Kundin)